Hamburg, den 10. März 1948
Am 6.3. kam ich als Lotse an Bord des Dampfers „Oskar Friedrich“, Kapt. P. Kleist, Heimathafen Hamburg, brutto 482 tons, netto 246 tons, Tiefgang 12 Fuss 10 Zoll. Wir verliessen Hamburg um 16 Uhr bei Ebbe und unsichtigem Wetter.
Um 18 Uhr mußten wir bei Brunshausen wegen Maschinenschadens ankern und setzten um 20 Uhr bei unsichtigem Wetter die Reise fort. Um 22 Uhr kam plötzlich dichter Nebel auf. Wir ankerten unter Bielenberg mit Steuerbord Anker und 45 Faden Kette. Am 7.3. um 6.30 Uhr setzten wir die Reise fort, Sichtweite etwa 400 Meter. Passierten Brunsbüttel um 8.10 Uhr. Nachdem wir die Oste passiert hatten, steuerten wir West 1/4 Süd; um 10.15 passierten wir an Steuerbord ca. 150 Meter ab den zu Anker liegenden Dampfer „Alice Freimann“. Gleich darauf setzte plötzlich dichter Nebel ein, wir gingen nun mit Backbord Anker und 45 Faden Kette zu Anker, es ging Flutstrom.
Um 13.30 Uhr klarte es etwas auf, das Schiff lag nun auf Ebbstrom, wir sichteten die Wrackboje von Dampfer „Neufundland“ circa 10 Meter vom Heck entfernt. Wir hievten darauf den Anker, um unseren Ankerplatz zu verlegen. Als wir noch circa 25 Faden Kette nach hatten, brach plötzlich das Ankerspill zusammen. Um 17 Uhr hatte das Schiff nach unserem Echolot 3 Meter Wasser unter dem Boden und wir befanden uns bei Ebbe direkt über dem Wrack. Um das Schiff aus der Gefahr des Aufstoßens zu bringen, steckten wir eine Ankerboje auf der Kette, slippten den Anker mit 25 Faden Kette und dampften nach Cuxhaven, Ankunft dort 18 Uhr.
Georg Lührs (Hamburg Groß-Flottbek, Oevelgönne 34)
An das Wasserstraßenamt Hamburg in Wedel / Holstein