Övelgönne. Kleinod im Hamburger Westen

Wie Övelgönne zu seinem eigentümlichen Namen kam, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Vermutlich leitet er sich von „övel gönnt“ („übel gegönnt“) ab, was einer Legende zufolge auf die Mißgunst der Ottenser Bevölkerung gegenüber den Övelgönnern zurückzuführen ist, da diese aufgrund ihrer flußnahen Wohnlage vor allen anderen die Möglichkeit hatten, sich wertvolles Strandgut anzueignen.

Strand bei Övelgönne um 1889
Strand bei Övelgönne um 1889

Övelgönne kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Den „kleinen Geschichten“ Övelgönnes und seiner Nachbargemeinde Neumühlen widmet sich diese Webseite; die „große Geschichte“ hingegen soll nachfolgend in aller Kürze zusammengefaßt werden.

Erstmals erwähnt wird Övelgönne 1674 im Kirchenbuch der Gemeinde Ottensen. Zunächst zum Dorf Othmarschen gehörig, wurde es 1731 selbstständig, dann Teil der preußischen Provinz Holstein (1864) und 1890 mit der damaligen preußischen Stadt Altona vereinigt. Altona wiederum wurde 1937 im Zuge des sog. „Großhamburggesetzes“ in die Freie und Hansestadt Hamburg eingegliedert.

Bereits in den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts war Övelgönne – ebenso wie Neumühlen – Wohnort von Elbfischern und Elblotsen. Beide Dörfer wuchsen zunehmend zusammen, was unter anderem in der 1745 gegründeten Lotsenbrüderschaft von Övelgönne und Neumühlen seinen Ausdruck fand. Zunehmend siedelten sich auch Kapitäne und Bootsbauer an, und ab Mitte des 19. Jahrhunderts – beide Gemeinden waren mittlerweile beliebte Ferienziele für die Altonaer und Hamburger „Gesellschaft“ – kamen Badeanstalten, Bootsverleiher und gastronomische Betriebe hinzu.

Altonaer Milchhalle (heutige Strandperle) um 1925
Altonaer Milchhalle (heutige Strandperle) um 1925

Doch die zunehmende Industrialsierung sollte das Gesicht insbesondere Neumühlens schon bald verändern: In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verschwand ein Großteil des Neumühler Strandes, umfangreiche Stackarbeiten wurden durchgeführt, eine Dampfschiffsbrücke gebaut und Fabriken errichtet.

Övelgönne hingegen blieb zunächst ein Fischer- und Lotsendorf, welches nebenbei von Feriengästen lebte. Aber auch hier hätte die Idylle ein jähes Ende gefunden, wenn in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts die Nationalsozialisten ihre Pläne für eine repräsentative Neugestaltung des nördlichen Hamburger Elbufers samt gigantischer Brücke realisiert hätten.

Dazu ist es glücklicherweise nicht gekommen, und so ist Övelgönne – wenngleich mittlerweile nahezu Fischer- und Lotsenfrei – noch immer ein beschaulicher Ort. Und dies inmitten einer Großstadt und vis-à-vis eines der größten Containerhäfen Europas.

Övelgönne & Neumühlen um 1935
Övelgönne & Neumühlen um 1935