Ruderschaden auf der „Marion“

Hamburg, den 18.1.1940

Am 17.1.1940 um 15 Uhr 30 min. bei halber Fahrt verließen wir die Schleuse, es herrschte starker Eisgang. Um ca. 16 Uhr 50 min mussten wir bei der Stör mit großen schweren Eisfeldern kämpfen, hier wurde mit dem Schiff rückwärts und vorwärts gearbeitet.

Um ca. 18 Uhr gerieten wir wieder zwischen Essfleth-Steindeich u. Pagenmitte in große schwere Eisfelder. Um durch zu kommen, mussten wir wieder mit der Maschine rückwärts und vorwärts arbeiten. Als wir dann bei Tonne K um 19 Uhr 30 die Maschine auf Voll voraus setzten, da gehorchte das Schiff nicht mehr dem Ruder, trieben dann mit der Flut bis ca. 500 Meter oberhalb Grauerort-Ladebrücke. Da das Ankern unmöglich, setzten wir um 21 Uhr bei H.W. um Schiff und Ladung zu retten mit voller Kraft das Schiff in der Eiskante fest.

23 Uhr brach die Eiskante ab. Wir wurden nun durch Eismassen, welche elbabwärts trieben, stets an die Eiskante gedrückt u. konnten somit weiter elbaufwärts bis Bützfleetsand Unterfeuer fahren. Um ca. 24 Uhr ließen wir das Schiff, da Ankern unmöglich, hier leicht an Grund treiben. Die Lotungen ergaben 12 Fuss und Schlickgrund.

Um ca. 4 Uhr am 18.1. war steigendes Wasser. Um 5 Uhr trieben wir wieder aufwärts. Um ca. 5.20 Uhr hielten wir uns in der Eiskante bei Brunshausen, versuchten hier Schlepperhilfe zu erhalten. Da hier keine Schlepper waren, sollte hier von Land aus nach Hamburg um Schlepperhilfe telefoniert werden. Um ca. 6.30 Uhr kamen wir durch Eismassen ins Treiben, versuchten durch Maschinen-Manöver ins Fahrwasser zu kommen. Trieben dann aufwärts bis Lühesand. Hier nahm uns um ca. 8 Uhr der aufkommende F.D. „Steinbutt“ ins Schlepptau. Wir erreichten dann um ca. 13 Uhr den Fischhafen zu Altona.

Georg Lührs (Hamburg Groß-Flottbek, Oevelgönne 34)
Bericht an das Wasserstraßenamt

F.D. „Marion“, Unterscheidungs-Signal D.E.Z.V., Heimathafen Hamburg, Netto Reg. 82 tons, geführt von Kapt. Richters, Reederei Kapt. Vogt, Hamburg.